Teaser Auf Spurensuche in Gesprächen

Ihr Körper spricht Bände

23. Juli 2019 / Allgemein
Resilienz

„Man kann nicht nicht kommunizieren“: diesen Spruch von Paul Watzlawik kennen Sie sicher. Sogar wenn wir nichts sagen, kommunizieren wir. Denn Wirkung erzielen wir nur zu einem kleinen Teil über die Sprache, sondern in erster Linie über unsere Körperhaltung und in zweiter Linie über unsere Stimme. Aber der Effekt besteht auch umgekehrt: über eine Veränderung unserer Körperhaltung können wir unsere Gefühle und Gedanken beeinflussen.

Unser Körper lügt nie. Was auch immer wir tun oder sagen, wir senden ständig nonverbale Botschaften aus – auch wenn wir dies gar nicht wollen. Und unser Körper äussert sich sogar schneller, als wir es mit Worten tun. Unseren inneren Zustand zeigen wir ca. eine Sekunde vor dem gesprochenen Wort. Unsere Körpersprache und unsere Stimme verraten viel über unser Gefühlsleben und welche Beziehung wir zu unseren Mitmenschen haben. Wie sagt doch der Volksmund: ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte.

Mit grossen Effekt: unsere Wirkung hängt zu 55% von unserer Körpersprache (Haltung, Gestik, Mimik, Augenkontakt usw.) ab, zu 38% von unserer Stimme (Tonfall, Sprechtempo usw.) und nur zu 7% vom Inhalt, den wir übermitteln. Haben Sie schon einmal versucht, eine gleiche Telefonbeantworter-Nachricht je einmal im Stehen, Sitzen und Liegen aufzunehmen? Sie werden feststellen, dass Sie ganz anders rüberkommen. Wieso bereiten sich dann 99% der Menschen nur inhaltlich auf ein Meeting oder eine Präsentation vor? Das ist doch schade!

 

Beobachten, wie Sie wirken

Ich erlebe immer wieder Schnelldenker, die auch sehr schnell reden und es damit verpassen, ihre Gesprächspartner mit auf ihre Reise zu nehmen. Ich rate ihnen und auch allen anderen zuerst einmal dazu, sich selber zu beobachten, idealerweise mittels eines Videos. Was sagt meine Stimme über mich aus? Wirke ich souverän oder eher unsicher? Habe ich eine aufrechte Körperhaltung? Passen meine Gesten zu dem, was ich sage? Zeigen meine Mundwinkel in einem vermeintlich neutralen Gesichtsausdruck nach unten oder nach oben? usw. Meistens sind wir uns gar nicht bewusst, wie wir wirken, oder wir schätzen unsere Wirkung nicht korrekt ein.

Und beobachten Sie andere Menschen – z.B. in Meetings oder auch im Tram, anstatt immer ins Smartphone zu starren… Was sagt ihre Körperhaltung über sie und über die Beziehung zu ihrem Gegenüber aus? Mögen sie ihn/sie? Empfinden die Leute Ärger, Angst, Freude, Trauer, Überraschung, Ekel oder Verachtung? Die Signale für diese Basis-Gefühle sind nämlich weltweit gleich, haben Wissenschaftler herausgefunden. Wenn man regelmässig andere beobachtet und lernt, sie einzuschätzen, hilft einem das, Konflikte früher zu erkennen und dadurch besser zu lösen.

 

Nach dem Beobachten das Handeln

Setzen Sie die gewonnenen Erkenntnisse danach bewusst ein. Dazu ein paar Tipps:

 

 

Mit Ihrem Auftreten und Ihrem Verhalten drücken Sie also aus, was Sie selber für ein Bild von sich haben und wie viel (oder wenig) Wertschätzung Sie Ihrem Gegenüber entgegenbringen. Das hat einen grossen Einfluss darauf, welche Wirkung Sie erzielen, wie erfolgreich Sie sind.

Das Entscheidende bei der Umsetzung aller Tipps ist, dass der Inhalt, die Körpersprache und die Stimme in der Aussage übereinstimmen müssen, dass sie kongruent sind. Sonst wirken Sie nicht glaubwürdig und authentisch. Zu 100% kann man seine Körpersprache nämlich nicht beeinflussen. Ihr Gegenüber spürt, ob Sie das meinen, was Sie sagen.

 

Mit unserem Körper unsere Gefühle und Gedanken beeinflussen

Wir haben uns bisher damit beschäftigt, welchen Einfluss Ihre Körperhaltung auf Ihre Wirkung hat. Doch es funktioniert auch umgekehrt: mit Ihrer Körperhaltung können Sie Ihre Gefühle beeinflussen. Wenn Sie sich aufrecht hinstellen, fliesst mehr Sauerstoff in Ihre Lungen und auch in Ihr Gehirn. Sie sind stärker bei der Sache und haben positivere Gefühle, welche auch Ihr Gegenüber wahrnimmt. Die deutsche Psychologin Doris Wolf sagt zurecht: „Es ist unmöglich, sich deprimiert zu fühlen, wenn wir aufrecht stehen, ein Lächeln aufsetzen, tief und fest atmen und gerade nach vorne schauen.“ Der deutsche Sozialpsychologe Fritz Strack hat in einem Experiment gezeigt, dass Probanden, die einen Bleistift zwischen den Lippen hielten (also künstlich gelächelt haben), Cartoons lustiger gefunden haben als die Probanden ohne Bleistift.

Körper und Psyche sind also ein Team und beeinflussen sich gegenseitig. „Wann immer wir etwas denken, schlägt sich das in unserem Körper und gewöhnlich auch in unseren Gefühlen nieder“, sagt Doris Wolf. Und wenn Sie eine aufrechte, starke Körperhaltung einnehmen – mittels dem Power Posing der amerikanischen Sozialpsychologin Amy Cuddy – stärken Sie ihr Selbstvertrauen (mehr dazu: Link). Wenn Sie die Körpersprache beherrschen und bewusst einsetzen, verstärken Sie Ihre Wirkung und machen sich dazu auch noch stark – was will man mehr?

 

©  Claudia Kraaz

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