Teaser Auf Spurensuche in Gesprächen

Akzeptieren: ja, resignieren: nein

12. März 2019 / Allgemein
Resilienz

Etwas zu akzeptieren, bedeutet für viele Menschen: Schwäche zeigen, eine Niederlage erleiden, sich etwas oder jemandem geschlagen geben – ja sogar resignieren. Doch bringt es uns etwas, gegen Situationen zu kämpfen, die mal so sind, wie sie sind? Nein, der Widerstand gegen Unveränderbares schadet unserem Körper und unserer Psyche.

Ich bin ein aktiver Mensch, eine Macherin, die gerne handelt, die Dinge unter Kontrolle hat. Aber auch ich muss immer wieder lernen, mit Situationen zu leben, die schmerzhaft und schwierig sind (wie z.B. Tod und Krankheit in meinem nahen Umfeld). Auch ich werde nicht von Schicksalsschlägen verschont und muss mich diesen stellen. Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse in diesem Zusammenhang ist, dass es mir in der Bewältigung dieser Situationen hilft, wenn ich lerne, sie anzunehmen – zu akzeptieren, dass sie da sind und ich sie nicht verändern kann. Dabei geht es nicht um Resignation. Das wäre mir absolut fremd. Es geht darum, nicht in Widerstand gegen etwas Unveränderbares zu gehen, auch wenn es nicht unseren Wünschen oder Vorstellungen entspricht.

Eines meiner Lieblingsthemen ist Energie. Wir alle haben einen Energiespeicher, der sich immer wieder mal etwas leert und den wir regelmässig auffüllen müssen. Etwas Unveränderbares nicht zu akzeptieren, bedeutet, dass wir Energie verpuffen – ja uns sogar schaden. Die deutsche Psychologin Doris Wolf sagt dazu: „Wenn wir uns sträuben, etwas zu akzeptieren, und gegen die Veränderung ankämpfen, dann verstärken und verlängern wir unser seelisches und körperliches Leiden.“ Konkret schaden wir uns, weil beim dauernden Jammern oder sich Ärgern das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird. Oder wir versuchen, das Unangenehme zu verdrängen (z.B. wenn die Gefühle zu stark zum Ertragen sind). Dann schieben wir unsere negativen Gefühle ins Unterbewusstsein, was uns längerfristig einholt. Denn verdrängte Gefühle sind nicht verarbeitete Gefühle.

 

Akzeptieren heisst, wieder handlungsfähig zu werden

Akzeptieren heisst noch lange nicht, dass man über etwas hinweg ist. So braucht es nach jeder schwierigen Situation einen Verarbeitungsprozess – ob es sich um eine Trennung, eine Entlassung, einen Tod oder eine andere Krise handelt. Akzeptieren heisst auch nicht, das Geschehene für gut zu befinden. Akzeptieren heisst „einfach“, anzunehmen, dass man die Situation nicht verändern kann. Die amerikanische Psychotherapeutin Denise Fournier fasst dies treffend zusammen: „Gegen das kämpfen, was ist, macht es nicht ungeschehen. Im Gegenteil: wenn wir gegen die Realität kämpfen, beschränken wir unsere Kapazität, mit der Situation umzugehen.“

Wenn wir eine Situation akzeptieren, beginnen wir also damit, wieder nach vorne zu schauen anstatt zurück. Wir haben nun die Kraft und die Kapazität, uns darum zu kümmern, wie wir die Krise am besten bewältigen können. Das können Sie auch auf so etwas Einfaches wie z.B. eine Erkältung anwenden. Statt sich darüber aufzuregen, dass man sie sich aufgelesen hat und nun darunter leidet (und keine Zeit dafür hat…), kann man sich damit auseinandersetzen, was man tun könnte, damit sie nicht noch schlimmer wird oder schneller vorbeigeht. Manchmal muss man dabei auch in Gelassenheit üben – also im Nichts-tun-können.

 

Die Situation nicht ändern, aber meine Einstellung

Was für konkrete Tipps gibt es nun, um schwierige Situationen akzeptieren zu können:

 

 

Ich bin mir bewusst, dass dies nicht immer so einfach ist, sondern ein lebenslanger Prozess. Ich bin da auch nicht perfekt… Aber man profitiert von jeder solchen Erfahrung und wird ein kleines Stückchen weiser.

 

©  Claudia Kraaz

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