Teaser Auf Spurensuche in Gesprächen

JA SAGEN ZUM NEIN SAGEN

07. Februar 2017 / Allgemein
Resilienz

Das kennen sicher die meisten von Ihnen: eigentlich wollten Sie nein sagen, als es darum ging, ein weiteres Projekt zu übernehmen. Denn Ihre Projektliste ist mehr als voll. Aber dann haben Sie doch wieder ja gesagt. Sehr viele Leute haben Mühe, sich abzugrenzen. Wieso eigentlich? Und wie kann man lernen, nein zu sagen?

Die 7. und vermutlich wichtigste meiner sieben Säulen der Resilienz (siehe auch: http://www.stressandbalance.ch/2016/01/25/neu-blog-ueber-resilienz-entscheidend-fuer-ihren-erfolg/) ist, zu sich zu schauen – dafür zu sorgen, dass es einem gut geht. Sei es physisch oder auch mental. In diesem Zusammenhang möchte ich mich heute einem Thema widmen, mit dem vielen Menschen Mühe haben, das aber ganz wichtig ist für unser mentales Wohlbefinden. Ich spreche vom sich Abgrenzen können, auch einmal nein sagen können.

Ich vermute, alle von uns sagen – mehr oder weniger oft – ja zu etwas, zu dem wir lieber nein sagen möchten. Und wie fühlen Sie sich nachher? Vermutlich schlecht, weil Sie noch ein weiteres Projekt akzeptiert haben, obwohl Sie jetzt schon überlastet sind. Vielleicht ärgern Sie sich sogar – über die Person, die gefragt hat, oder über sich selber, weil Sie einmal mehr nicht für Ihre Bedürfnisse einstehen konnten.

 

Wieso sagen wir ja anstatt nein?

Wieso tun wir uns das an? Gabi Pörner gibt in ihrem lesenswerten Buch „Nein sagen will gelernt sein – erfolgreich Grenzen setzen“* u.a. folgende Gründe an (S. 65):

 

 

Wir wollen andere nicht verletzen und auch selbst nicht verletzt werden. Das ist verständlich. Doch es passiert, dass – indem wir andere nicht verletzen wollen – wir uns selber verletzen. Denn indem wir unsere Bedürfnisse ignorieren, schwächen wir uns, nehmen uns selber nicht ernst. Ich teile Gabi Pörners Meinung, die sagt: „Es geht um Ihre eigene innere Stärke und Autorität, um Ihre Selbstachtung, um Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen.“

 

Wie lerne ich, nein zu sagen?

Vermutlich sagen Sie jetzt: ja, klar, ich würde gerne mehr nein sagen. Aber so einfach ist dies nicht! Drei Tipps dazu:

 

  1. Überlegen Sie zuerst, zu was Sie JA sagen wollen – also was Ihnen wichtig ist: persönlich, familiär, beruflich. Was sind Ihre Prioritäten im Leben? Dann fällt Ihnen das Nein-Sagen leichter.
  2. Sagen Sie nicht sofort ja oder nein. Bitten Sie um Zeit und wägen Sie gut ab. Dann entscheiden Sie sich – und bleiben dabei.
  3. Es braucht ja nicht unbedingt ein kurzes, vielleicht sogar unhöfliches Nein. Mögliche sanftere, aber doch klare Varianten könnten sein: «Ich erledige das gerne morgen für dich. Jetzt muss ich meine Tochter aus der Krippe abholen.» Oder: «Wenn ich das neue Projekt übernehme, möchte ich dafür eine andere Aufgabe abgeben.»

 

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein gutes Beispiel erzählen: eine Freundin von mir hat seit dem 1. März 2016 einen Top-Job bei einer bekannten Firma in der Schweiz, eine Stufe unter der Geschäftsleitung. Noch vor ihrem Arbeitsbeginn teilte man ihr mit, dass sie am 17. März an einer auswärtigen Retraite des obersten Managements einen Vortrag halten müsse. Sie getraute sich und sagte nein, das gehe nicht, weil sie einen wichtigen, unverschiebbaren privaten Termin habe. Und was geschah Schlimmes? Nichts. Der CEO und alle anderen 14 Top-Manager verschoben wegen ihr die Retraite um einen Tag.

Man muss sich nur getrauen! Wenn Sie für Ihre Bedürfnisse einstehen und darauf achten, dass Sie bei Kräften bleiben, bringt Ihnen das etwas – aber auch Ihrem Chef oder Ihrer Chefin und Ihrer Firma. Dann bleiben Sie nämlich leistungsfähig. Viel Erfolg beim Üben!

 

* Gabi Pörner: Nein sagen will gelernt sein – erfolgreich Grenzen setzen, Allegria-Verlag, 2013

 

© Claudia Kraaz

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