Teaser Auf Spurensuche in Gesprächen

ESSEN WIR UNS KRANK?

06. Dezember 2016 / Allgemein
Resilienz

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Das Thema „gesunde Ernährung“ ist in aller Munde. Es kommt mir vor, wie wenn fast kein Tag vorbeigeht, an dem uns nicht Experten erklären, wie wir uns zu ernähren haben. Und gesunde Ernährung war auch ein sehr grosses Thema in der Umfrage, die ich im Sommer bei 119 Top-CEOs gemacht habe. Doch machen uns die ständigen Ermahnungen, „richtig“ zu essen, wirklich gesund?

Im Sommer dieses Jahres habe ich eine Umfrage bei 119 Top-CEOs in der Schweiz zum Thema Gesundheit gemacht und habe die Resultate am Wolfsberg Health Forum der UBS Ende Oktober vorgestellt. Mich hat vor allem interessiert, wann CEOs sich gesund fühlen und was sie dafür tun. Was mich u.a. erstaunt hat, ist, welch grosse Bedeutung die 41 CEOs, die mir geantwortet haben (davon viele von SMI-Firmen oder anderen bedeutenden Unternehmen), einer gesunden Ernährung beimessen – als zweithöchste Priorität nach dem Sport, und noch vor der Familie und dem Schlaf. Ich finde das deshalb erstaunlich, weil CEOs ja eine voll getaktete Agenda haben, die wenig Zeit für ein gemütliches Essen beinhaltet, und weil viele ihrer Mahlzeiten Geschäftsessen sind.

 

„Trink mal einen Kaktus“

Aber die CEOs scheinen im Trend zu liegen mit ihrer Haltung zum Essen. Ich habe den Eindruck, dass das Thema „gesunde Ernährung“ extrem an Bedeutung gewonnen hat im ganzen „was macht mich gesund?“-Mix. Fast jede Publikation sieht sich bemüssigt, hilfreiche Tipps zum Thema zu veröffentlichen. Dieser Trend produziert zum Teil fast schon absurd anmutende Titel. Hier nur eine kleine Auswahl an Artikeln zum Thema Ernährung, denen ich in den letzten Wochen begegnet bin:

 

„Himbeere schlägt Super-Goj“

„Trink mal einen Kaktus“

„My Yoga Canteen“

„Steht mein Menü in den Genen?“

“Fleischessen ist das neue Rauchen“

 

Aber keine Angst: dies ist KEIN Artikel, der Ihnen erklärt, was Sie essen und trinken sollten, um gesund zu bleiben oder zu werden. Von denen gibt es genügend. Sei es mit Empfehlungen (oder manchmal eher Ermahnungen mit erhobenem Zeigefinger…), was wir unbedingt essen sollten, um fit zu bleiben und möglichst lange zu leben (Superfood, Mineralstoffe, Omega-Fettsäuren usw.). Oder einer Aufzählung von Nahrungsmitteln, die wir ja nicht zu uns nehmen sollten, da sie TOTAL ungesund sind (wie der böse weisse Zucker oder das Allergien auslösende Weizen). Mir kommt es vor, wie wenn Ernährung zum hot topic der Gesundheitsindustrie geworden ist.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Einer der Grossverteiler hat sogar kürzlich mit dem Slogan geworben: „Karma-Snacks und du hast die Power“, mit der Erklärung, dass dies Kreationen seien, „die deinem Körper und deiner Seele Energie und Glück schenken“. Huch, und wir alle, die uns keine Karma-Snacks zuführen, sind wir alle schlapp und vom Glück verlassen?

 

Gesund, aber mit Genuss!

Mein Ansatz ist ein anderer. Klar, auch ich schaue, dass ich genügend Vitamine zu mir nehme, nicht nur Weiss-, sondern auch Vollkornbrot essen, dass mein Essen ausbalanciert ist und dass ich genügend Wasser oder Tee trinke. Ich will ja keine Mangelernährung haben. Und ich habe persönlich herausgefunden, dass es mir gut tut, wenn ich viel Warmes esse und trinke. Doch ich missioniere nicht – das ist das, was mich an den meisten Artikeln über Ernährung stört.

Und noch wichtiger: ich bin überzeugt, dass es am gesündesten ist, wenn man die Nahrung, die man zu sich nimmt, so richtig geniesst – also auch ab und zu Schokolade isst und ein gutes Glas Wein kredenzt (was ich beides tue). Ein Stück Schokolade zu geniessen, schadet keinem Menschen – aber nach einer langen Zeit des schwierigen Verzichts eine grosse Tafel Schokolade runterzuschlingen schon. Alles mit Mass und ohne schlechtes Gewissen. In diesem Sinn: en Guete und geniessen Sie’s!

 

© Claudia Kraaz

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