STRESSPRÄVENTION LOHNT SICH
In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich darüber geschrieben, dass Stress bei jedem Menschen durch andere Gründe ausgelöst wird, also individuell ist. Was aber für alle gilt: zu viel und zu langer Stress schadet Ihrer Gesundheit – und auch Ihrem Arbeitgeber. Denn wer chronisch gestresst ist, ist weniger leistungsfähig und produktiv. Die Folgen von Stress kosten die Schweiz geschätzte CHF 5 Mrd. pro Jahr.
Was läuft genau im Körper ab, wenn wir eine Situation als stressig empfinden? Bei Gefahr signalisiert unser Zwischenhirn «Alarm!» Blitzschnell werden Stresshormone freigesetzt. Adrenalin erhöht die Energieversorgung, Noradrenalin wirkt als Neurotransmitter ins Angstzentrum des Gehirns, und Cortisol putscht den Körper auf und verbessert die Gehirnfunktion. Dies führt zu starken körperlichen Reaktionen wie z.B.:
- Stärkere Durchblutung
- Erhöhte Atemfrequenz
- Erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Blutdruck
- Schweissausbruch
- Langsame Verdauung
Unser Körper ist ein Wunder: er bringt uns in Stresssituation in eine absolute Handlungsfähigkeit und dämpft gleichzeitig die nicht überlebensnotwendigen Funktionen. Das Hirn erhält noch mehr Energie, und unsere Muskeln sind angespannt. Aufmerksamkeit, Entscheidungsschnelligkeit und Gedächtnisleistung werden verbessert. Wir sind bereit, um der drohenden Gefahr richtig und schnell zu begegnen. Sie fragen sich nun vielleicht: wo ist denn das Problem?
Chronischer Stress macht krank
Eine Stressreaktion ab und zu stellt überhaupt kein Problem dar. Der Körper kann die Stresshormone abbauen und sich wieder erholen. Das Problem heute ist, dass eine Stresssituation auf die andere folgt. Es wird dauernd Cortisol ausgeschüttet, aber nicht mehr genügend abgebaut. Der Stresslevel bleibt hoch. Das bedeutet: der Körper bleibt in Anspannung und kann sich nicht mehr erholen.
Das führt dann längerfristig zu starken negativen Auswirkungen auf die Gesundheit wie z.B.:
- Steigendes Risiko für Herzinfarkt und -rhythmusstörungen
- Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck
- Störungen des Verdauungssystems
- Nackenverspannungen
- Gesteigerte Anfälligkeit für Infekte
- Schlafstörungen
- Abbau der Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten
Neuste Studien zeigen: bei lang anhaltendem Stress können sogar Bereiche im Hirn schrumpfen, die für rationales Denken zuständig sind. Stattdessen werden Regionen im Hirn aktiv, die negative Gefühle wie Angst und Selbstzweifel hervorrufen.
Chronischer Stress kostet auch
Chronischer Stress hat also massive Auswirkungen auf den Einzelnen, seine Lebensqualität und seine Funktionsfähigkeit. Aber er hat auch grosse Auswirkungen auf die Unternehmen:
- Wenn man erschöpft ist, ist man unkonzentriert und macht mehr Fehler – lesen Sie dazu auch meinen Blogbeitrag http://www.stressandbalance.ch/2016/04/01/schlafmanko-macht-betrunken/
- Bei Demotivation arbeitet man weniger, und die Arbeitsqualität leidet.
- Die Fehlzeiten häufen sich, bis zum totalen Ausfall.
- Die anderen Teammitglieder müssen mehr Arbeit übernehmen und leiden z.B. unter der Gereiztheit des Betroffenen oder seinem sozialen Rückzug. Das verschlechtert die Stimmung und damit auch die Produktivität im Team.
- Dies führt mittelfristig zu einer höhere Fluktuation
Selbstverständlich verlangen Unternehmen überdurchschnittliche Leistungen und ein grosses Engagement. Aber ein zu grosses Engagement kann auch zu einer tieferen Arbeitsqualität führen. Das heisst: chronischer Stress kommt die Firmen teuer zu stehen. Der Job-Stress-Index 2015 schätzt die Kostenfolgen von Stress in der Schweiz auf rund CHF 5 Mrd. – eingerechnet sind hier Krankheitskosten, Arbeitsausfälle, Produktivitätsverluste usw.
Die positive Nachricht in diesem Zusammenhang ist: Stressprävention zahlt sich aus – für den Einzelnen und für das Unternehmen. Denn konservativ gerechnet haben Stresspräventions-Massnahmen einen Return on Investment von ca. 1:5. Das sollte also auch den Finanzchef überzeugen. Und noch wichtiger: Sie bleiben gesund und leistungsfähig! Ich wünsche Ihnen eine möglichst stressfreie Zeit, viel Gelassenheit und Energie.
© Claudia Kraaz