BURNOUT: WAS KANN ICH ALS FÜHRUNGSKRAFT TUN?
Betroffen von einem Burnout sind häufig sehr stark (bis über-) engagierte Mitarbeitende, die es allen Recht und alles perfekt machen wollen. Wie stark man burnoutgefährdet ist, hängt also von den eigenen Prägungen und Verhaltensmustern ab – aber auch die Führung hat einen grossen Einfluss. Vorgesetzte können sehr viel tun, um ihre Mitarbeitenden vor einem Burnout zu bewahren.
Das wichtigste Mittel einer Führungskraft: Ohren und Augen auf haben, achtsam sein, wenn sich Mitarbeitende verändern. Wenn sie plötzlich mehr Fehler machen oder sich immer mehr zurückziehen. Dann müssen bei den Vorgesetzten die Alarmglocken läuten. Welches sind denn typische Früherkennungsmerkmale für einen drohenden Burnout? Diese Mitarbeitenden:
- Haben nie Zeit, wirken ständig gehetzt
- Wollen immer alles selber entscheiden und nichts delegieren
- Zeigen SEHR viel Einsatz, nehmen kaum ein Wochenende frei und machen kaum Ferien
- Wehren sich gegen Neuerungen, sind unflexibel
- Sind unkonzentriert, vergessen Termine oder machen mehr Fehler
- Interessieren sich kaum mehr für persönliche Belange ihrer Kollegen, ziehen sich zurück
- Empfinden keine Freude mehr an irgendetwas, befinden sich in einem permanenten Stimmungstief
- Sind abweisend und gereizt
- Steigern den Konsum von Tabak, Kaffee und Alkohol
- Haben zittrige Hände oder schwitzen stark
- Ihre Fehlzeiten erhöhen sich
Das Problem ist, dass die meisten Betroffenen die Signale selber nicht wahrhaben wollen. Erst, wenn der Körper sagt: stopp! Burnout ist ein schleichender Prozess, wobei dann der effektive Zusammenbruch sehr schnell erfolgen kann. Meine Erfahrung aus der Praxis zeigt: häufig wird dieser Zusammenbruch durch eine akute Krise ausgelöst, z.B. eine Entlassung, eine private Trennung usw. Das Kartenhaus, das vorher schon nicht stabil war, fällt dann zusammen.
Einflussbereich der Unternehmen und der Führungskräfte
Jeder Einzelne hat Möglichkeiten, für sich selber Stress- und Burnout-Prävention zu betreiben. Aber auch die Unternehmen und die einzelnen Führungskräfte haben einen grossen Einfluss auf die Burnout-Gefährdung ihrer Mitarbeitenden.
Was kann man auf der Unternehmensebene tun:
- Führungskräfte für Stress und Burnout sensibilisieren, auf Früherkennungsmerkmale und Vorgehensweise ausbilden
- Burnout enttabuisieren
- Innerbetriebliche Ansprechperson definieren für Mitarbeitende, die nicht mehr weiter wissen, oder externes Coaching-Angebot bereitstellen
- Orientierung schaffen in Form von Werten: die Mitarbeitenden müssen wissen, wo’s hingeht und wie. Dann sind sie fähig, ihre Ziele so zu priorisieren, dass sie sie effizient erreichen können
- Eine Unternehmenskultur pflegen, die den Menschen wertschätzt
- Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, und zwar nicht nur in fachlichen Themen, sondern auch z.B. im Umgang mit Belastungen
Was kann die einzelne Führungskraft tun, um das Burnout-Risiko ihrer Mitarbeitenden zu senken?
- Mit gutem Beispiel vorangehen: keine Präsenzkultur, nicht immer erreichbar sein, selber auf einen Ausgleich bedacht sein, keine Mailantworten erwarten am Abend oder am Wochenende und dies auch so öffentlich klar machen.
- Arbeitsabläufe verbessern
- Den Mitarbeitenden klare Zielvorgaben und Kompetenzen geben
- Entscheidungskompetenzen delegieren und Mitarbeitende sich einbringen lassen – Mitarbeitende sollen merken, dass sie etwas bewegen und beeinflussen können
- Die Persönlichkeitsentwicklung fördern – Menschen, die das Gefühl haben, stehen zu bleiben, entwickeln Stresssymptome
- Auf Angst und Druck als Methoden der Leistungssteigerung verzichten
- Stattdessen Wertschätzung zeigen und konstruktiv kritisieren, keine Kuschelhaltung, sondern Schwierigkeiten ehrlich und klar ansprechen
- Offene, regelmässige Kommunikation pflegen, ansprechbar sein für die Mitarbeitenden
- Erholung ernst nehmen: Mitarbeitende brauchen Pausen, freie Wochenenden und Ferien, um wieder voll leistungsfähig zu sein
© Claudia Kraaz