„MEIN CREDO LAUTET: ‚HAPPY PEOPLE WORK BETTER'“
Hanspeter Ackermann, CEO der Bank Coop, ist der Ansicht, dass man als Führungskraft sehr bewusst planen muss, wie man sich erholen und somit in der Balance bleiben kann. Wie er das macht und dass auch ein so bewusster Manager mit Schwierigkeiten in der Umsetzung zu kämpfen hat, erläutert er im Interview. Aber auch bei seinen Mitarbeitenden schaut er darauf, dass sie ihre Auszeiten nehmen und somit zufrieden und leistungsfähig bleiben.
Claudia Kraaz: Herr Ackermann, als CEO arbeitet man sehr viel. Gleichzeitig ist der Druck von verschiedenen Seiten sehr gross. Was machen Sie konkret, damit Sie trotz der hohen Belastung gesund und leistungsfähig bleiben?
Hanspeter Ackermann: Das ist tatsächlich ein wenig wie die Quadratur des Zirkels. Alles unter einen Hut zu bringen, ist fast nicht möglich, und es braucht Verständnis und Kompromisse von allen involvierten Parteien. Zudem braucht es Grundsätze, welche möglichst diszipliniert eingehalten werden sollten. Das gelingt mir leider nicht immer – aber es ist ein Ansporn, es besser zu machen und nicht aufzugeben. Meine Grundsätze sind:
- Meine Familie hat oberste Priorität, und ich räume mir dafür bewusst Zeit in meinem Terminkalender ein.
- Als CEO versuche ich, die Prioritäten richtig zu setzen und zu delegieren.
- Ich treibe mindestens 2 Mal in der Woche Sport.
- Ich versuche, mir persönlich von Zeit zu Zeit etwas Gutes zu tun, was mein Wohlbefinden steigert.
In einer Umfrage zum Thema Gesundheit, die ich 2016 bei 41 Top-CEOs gemacht habe, haben die Manager den Sport mit deutlichem Abstand als wichtigste Quelle ihrer Gesundheit bezeichnet. Ist das bei Ihnen auch so?
Meine wichtigste Quelle, um in Balance zu bleiben, ist meine Familie. Der Sport ist für mich wichtig, soll Ausgleich bringen und regelmässig stattfinden. Ich nehme mir aber bewusst vor, dass ich den Ehrgeiz – den man wohl in einer CEO-Funktion per Definition hat – beim Sport zu Hause lasse. Das Training soll mir und meinem Körper gut tun und nicht Stress erzeugen. Deshalb schaue ich auf meine Herzfrequenz. Eine Leistungsbestätigung brauche ich auf meiner Joggingstrecke nicht.
Was sind für Sie persönlich die grössten Herausforderungen im Themenbereich Belastung und Balance?
Es allen Recht zu machen, ist unmöglich. Die Kompromisse tun manchmal weh, und oft kommt der persönliche Teil, mir Zeit für mich zu nehmen, zu kurz.
Sie sind seit vielen Jahren Top-Manager. Finden Sie, die Belastungen und der Druck auf die Führungskräfte und die Mitarbeitenden haben in den letzten Jahren zugenommen? Wenn ja, in welcher Hinsicht?
Ja, die Belastung hat zugenommen. Mit den neuen Kommunikationsmitteln ist man überall und rund um die Uhr erreichbar. Die Fülle und Flut an Informationen nimmt von Tag zu Tag zu. Früher waren es das Telefon und der physische Post-Eingangskorb im Büro, welche das Arbeitstempo geprägt haben. Heute sind E-Mails die Geissel jedes Managers geworden. Und alles scheint dringend und wichtig zu sein. Ich versuche, auch mal nicht erreichbar zu sein. Aber das braucht Mut und Disziplin.
Was macht die Bank Coop, damit die Belastung ihrer Mitarbeitenden nicht zu gross wird, dass sie also noch gesund und leistungsfähig bleiben?
Das beginnt bei der Unternehmungskultur. Mein Credo ist: „Happy people work better“. Daran glaube ich, und ich sehe es als meinen Auftrag an, alles dafür zu tun, damit dieser Satz nicht zu einer reinen Worthülse wird. Wir haben verschiedene Formen von Arbeitszeitmodellen, welche sich individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und auf die Bank abstimmen lassen. Zudem erwarte ich von meinen Mitarbeitenden, dass Überstunden die Ausnahme und nicht die Regel sind. Und es ist mir wichtig, dass die Urlaubstage bezogen werden. Jeder weiss, wie schnell der Akku unserer Handys leer ist, wenn er nicht immer wieder aufgeladen wird. Genau so sehe ich es bei den Mitarbeitenden und dem Urlaub. Schliesslich möchte ich, dass die Mitarbeitenden auch in den nächsten Jahren noch genügend Energie haben, um den Erfolg unserer Bank mit voran zu treiben.