DIGITALISIERUNG – FLUCH ODER SEGEN?
Eine meiner sieben Säulen der Resilienz ist «fokussiert bleiben». Eine grosse Kunst in unserer Arbeitswelt. Denn dauernd werden wir unterbrochen und können an nichts dran bleiben vor lauter piepsender SMS, eingehender Emails, WhatsApp-Kling-Klings etc. Selbstverständlich bringt die Digitalisierung auch Vorteile mit sich, z.B. sind wir dank ihr zeitlich und örtlich flexibler. Aber viele Menschen können nicht mit dieser Herausforderung umgehen.
Die digitale Kommunikation, die dauernde Erreichbarkeit – sie haben ihr Gutes: sie fordern uns immer wieder heraus, Entscheidungen zu treffen, was wichtig ist, auf was wir fokussieren wollen. Und sie machen uns zeitlich und örtlich flexibler. Wir können arbeiten, wo und wann wir wollen. Wir können auch in virtuellen Teams an Projekten arbeiten und so Wissen bündeln und schnell zu einer Lösung kommen. Auch im Privaten hat es Vorteile: wir können uns ganz spontan irgendwo verabreden, kurzfristig eine Reise buchen und vieles mehr.
Aber Fakt ist, dass sehr viele Leute nicht mit diesen Vorteilen umgehen können, sondern eine richtige Abhängigkeit von allem Digitalem entwickeln. So sehen 80% der Smartphone-Besitzer spätestens 15 Min. nach dem Aufwachen nach, ob sie Nachrichten bekommen haben. Und 60% der Smartphone-Benutzer checken berufliche Mails, bis sie ins Bett gehen. Kein Wunder, fühlen sich 81% gestresst durch die Erwartungshaltung, auch in der Freizeit jederzeit erreichbar sein zu müssen.
2,5h Handykonsum pro Tag
Schweizer blicken täglich etwa 90x auf ihr Handy – meistens, ohne etwas Neues zu erfahren –, und Smartphone-Benutzer checken im Durchschnitt 14 Mal täglich Facebook. Bringt ihnen das einen echten Nutzen? Wahrscheinlich nicht. Eine Studie der Universität Bonn bei 60‘000 Smartphone-Benutzern hat herausgefunden, dass der Durchschnittsnutzer pro Tag etwa 2,5h mit seinem Handy verbringt. Alle 18 Minuten unterbrechen wir die Tätigkeit, mit der wir gerade beschäftigt sind, um uns mit dem Smartphone abzugeben. Wir alle lassen uns dauernd ablenken von den Pieps-Tönen von Mails, SMS oder WhatsApp. Dabei nehmen wir uns gar nicht mehr die Zeit, über etwas nachzudenken, sondern haben das Gefühl, gleich antworten zu müssen. Mit negativen Folgen: chronische Unterbrechungen machen erstens ineffizient, da wir uns immer wieder neu in ein Thema einarbeiten müssen. Und zweitens führen ständige Unterbrechungen zu einem No-Flow, was einem erwiesenermassen unzufrieden macht.
Die Fixierung auf Neuigkeiten hat zum Teil abstruse Dimensionen angenommen. So haben vor gut einem Jahr die Schweizer Bademeister einen Aufruf erlassen, in dem sie die Eltern ermahnten, im Schwimmbad nicht dauernd auf ihre Smartphones oder sogar Laptops zu schauen. Die Anzahl Fälle, in denen sie Kinder vor dem Ertrinken retten mussten, weil die Eltern digital abgelenkt waren, hätte stark zugenommen. Hierzu muss man wissen: es dauert nur 20 Sekunden, bis ein Kleinkind ertrunken ist – und zwar lautlos. Und wen das nicht genügend schockiert, dem sei gesagt, dass konstantes Checken von Mails und Social Media kurzfristig den Intelligenzquotienten um 10-Prozentpunkte sinken lässt – doppelt so stark wie nach Haschkonsum. Der mobile Medienkonsum «belämmert» uns also richtiggehend.
Internetkonsum kann Ihre Gesundheit gefährden
Aber nicht nur das: medizinische Studien des Stanford Calming Technology Lab haben nachgewiesen, dass simple Internetrecherchen dazu führen, dass man oberflächlicher atmet oder sogar ganz den Atem anhält. Das heisst, das Hirn erhält weniger Sauerstoff und ist deshalb weniger leistungsfähig. Mit den entsprechenden Konsequenzen: die deutsche Studie „Digitalisierung der Gesellschaft 2014“ hat ergeben, dass 35% der Befragten finden, dass die Digitalisierung starke Auswirkungen auf ihre persönliche Gesundheit hat. Dies erstaunt nicht. Denn sieben von zehn Befragten gaben an, ihre Smartphones auch nachts eingeschaltet zu lassen. 24h online pro Tag – das kann nicht gesund sein.
Wieso sind wir denn so abhängig von allem Digitalen, und was kann man dagegen tun? Wie finden wir die richtige Balance zwischen on- und offline-Präsenz in unserem Alltag, in unserem Leben? Lesen Sie meinen nächsten Blog zu diesem Thema!
© Claudia Kraaz